Hier noch einiges zu  unserem Tauschring Wettersbach                                                                                20. 12. . 09

Anmerkung: Am 11. 12. 09 löste sich unser Tauschring mit am Ende 25 Mitgliedern mit einem schönen Fest auf.
Um eventuellen Interessenten einige Informationen zu geben, lasse ich diesen Text trotzdem noch einige Zeit stehen.
Ich halte Tauschringe immer noch für eine wertevolle Einrichtung und bereue keine Zeit und Mühe, die ich da rein gesteckt habe.
In Deutschland geht es uns unter dem Strich einfach noch sehr gut. Wenn sich das eines Tages ändern sollte, kann man auch auf die von Tauschringen gesammelten Erfahrungen zurück greifen. Von Mauricio Wild habe ich gelernt, dass in den Slums in Ecuador die Menschen durch Tauschringe ihren Lebensstandard in relativ kurzer Zeit um ein Drittel verbessern konnten.

Etwas bleibt noch zu sagen: Am Beginn unserer Tauschringzeit hielt ich das Tauschringtauschmittel – in unserem Fall Talente – für einen möglichen,   zukunftweisenden Ersatz für konventionelles Geld, keine Inflation, keine Zinsen, keine Knappheit.
Bei der Auflösung des Tauschrings wurde aber ein gravierender Nachteil deutlich. Auf Außenkonten (allein zu unserem Nachbar TR Karlsruhe über 3000 Talente), Konto beim Ressourcentauschring, auf unserem Sozialfond und dem Verwaltungskonto hatten sich über 7200 Talente angesammelt, die nicht „konvertierbar“ waren und somit verloren für unsere Mitglieder!

(Wettersbach ist die Bezeichnung für die ehemaligen Dörfer Grünwettersbach und Palmbach, inzwischen sind beide in das etwa 8 km entfernte Karlsruhe eingemeindet) Gegründet:  Februar 98 mit 15 Mitgliedern    Mitglieder Ende 2006: 50 Währung: 20 Talente entsprechen einer Stunde (und als Anhalt für den Tausch von Waren etwa  10 €) Verwaltungsbeitrag: 20 Talente je Jahr Eurobeitrag:    je nach Selbsteinschätzung 12 bis 20 €. Da wir wenig Unkosten haben, (z. B. keine Miete, kein Postversand der Marktzeitung, sondern Ausfahren mit dem Fahrrad und Auslegen im örtlichen Bioladen) mußte der € - bezw. DM -Betrag bisher nur einmal bezahlt werden, sozusagen als Eintrittsgebühr. Das Erstellen der Marktzeitung kostet bis jetzt 50 Talente, die Buchhaltung macht eine Idealistin gratis.  Die Marktzeitung erscheint nach Bedarf, inzwischen nur noch ein mal im Jahr, dazwischen z. T. Ergänzungsausgaben, die nur aus einem Blatt bestehen. Markttag :waren die ersten Jahre jeden 2. Freitag im Monat 20 Uhr (außer August) bei uns im Wohnzimmer. Die Teilnehmerzahl nahm in den letzten Jahren von zunächst  zwischen 12 und 25 langsam ab. Im Mai 07 gingen wir deshalb dazu über Markttage nur noch im Februar, Mai, Oktober und Dezember abzuhalten. Dafür erweiterten wir die elektronische Kommunikation mit unseren Mitgliedern.  Vernetzung: Wie oben angeführt, arbeiten auch wir mit den benachbarten Tauschringen, in unserem Fall   mit den Tauschringen Karlsruhe und Baden-Baden mit zusammen ca 270 Mitgliedern zusammen. Außerdem sind wir Mitglied im Ressourcentauschring.

Hier noch etwas Statistik

Jahr                „Umsatz“       Buchungen
99                      762               26
00                   29000              900
01                   18300              542                        
02                   14600              670
03                    14500              520
04                   15100              650
05                   9455               515
06                   5500               337
07                   6754                345
08                   5500                253

Ende 99 gingen wir von mehreren selbst gestrickten Programmen auf das Verwaltungssystem Tauschrausch über. Die Mitgliederzahl beträgt Ende 08   33.  Für den anhaltenden Abstieg des „Umsatzes“ haben wir keine überzeugende Erklärung. Allgemein haben wohl Tauschringe mit nachlassendem Interesse zu kämpfen. Z. T. herrscht auch eine gewisse Enttäuschung darüber, dass Tauschringe nicht zu der die Gesellschaft verändernden Kraft geworden sind, auf die man gehofft hat. Immerhin zeigen aber Erfahrungen z. B. in Argentinien, dass bei einer ernsthaften Wirtschaftskrise die Menschen gern auf  Tauscherfahrungen zurück greifen und im Extremfall das Überleben überhaupt erst ermöglichen. Eine Rolle hat  mit Sicherheit auch die zunehmende „Schwarzarbeit gespielt; so bezeichnete unser früherer Buchalter Transaktionen, bei denen kein Beleg ausgefüllt wurde. Mit zunehmendem Vertrauen zueinander wird der Tauschring teilweise wieder zur echten Nachbarschaftshilfe (auch über die lokale Nachbarschaft hinaus, bei der nicht „abgerechnet“ wird.

Aktivitäten: Neben dem "normalen" Tauschen haben sich im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Aktivitäten entwickelt. Den Auftakt bildete ein "Geldtreff". Vor jedem Markttag fand früher für Interessierte (3 - 10 Personen ) eine halbstündige Diskussion über Hindergründe unseres Finanzsystems statt. Daraus entstand die Idee, zwischen den Markttagen ein Treffen zu veranstalten, bei dem man mehr Zeit hat, über Geld und drumherum zu sprechen, eben den "Geldtreff", nach einem halben Jahr ist er zunächst wieder eingeschlafen dieses Jahr aber wieder auferstanden. Das nächste war ein eintägiges "Atem-Seminar", das ein im Bereich Gesundheit tätiges Mitglied für 17 Teilnehmer durchführte. Das gleiche Mitglied führte später mit 7 Teilnehmern eine einwöchige „ambulanteFastenwanderung durch.  Dann kam ein Radausflug zu siebt durch die Rheinauen. Eine Frau führte ein eintägiges Seminar über Kinesiologie  durch. Ein Sozialarbeiter, der eine Ausbildung als Lauftherapeut machte, bot (kostenlos) eine über 4 Monate gehende Laufgruppe für Einsteiger an. (10 Teilnehmer, davon 7 TR Mitglieder) Eine Frau hat - begleitet durch eine andere Teilnehmerin auf der Querflöte- einen Abend lang Märchen über Bäume erzählt. (Das brachte neben viel Freude auch 21€ für den Sozialfond). Ein Frau hat eine über mehrere Monate laufende Focusing - Gruppe angeboten (Focusing ist, sehr stark vereinfacht, eine sehr sanfte Psychotherapie, deren Elemente  man nach Übung  auch allein für sich selbst anwenden kann) Dann hatten wir ein Seminar über 3 Abende "Wie gehe ich mit schwierigen Mitmenschen um, ohne dass es Verlierer gibt Einige Mitglieder des TR arbeiten bei der Pflege von dorfnahen Naturschutzgebieten mit. Dabei wird natürlich auch viel "geklönt" und gelacht. Eine ausgebildete Naturpädagogin führt gelegentlich Kräuterwanderungen durch. Einmal haben  wir für eine Gruppe von 22 Menschen aus Weißrußland ein kleines Fest veranstaltet, die als Gäste der Karlsruher Agendagruppe hier weilten. Meine Frau hat über 5 Abende hinweg mit bis zu 15 Teilnehmern das Buch "Ohrfeige für die Seele" von Bärbel Wardetzki besprochen. Unseren Sozialfond füllten wir mit 2 Versteigerungen auf, welche ein erfahrenes Mitglied mit viel Geschick und Witz durchführte. Eine ebenfalls über 5 Abende laufende Folgegruppe befaßte sich mit dem Buch "Umarme deinen Schatten" von Jean Monbourquette. Eine Zeit lief eine Gruppe, welche sich mit dem Buch " Jetzt - die Kraft der Gegenwart" von Eckhart Tolle befasst.  Eine Bastelgruppe hat ganz entzückende Teddybären angefertigt. Eine  Gruppe befaßte sich mit dem Buch "Gewaltfreie Kommunikation" von M. Rosenberg . Das Thema stieß auf überraschend großes Interesse: beim Einführungsnachmittag waren 18 Menschen anwesend. Im Dezember feiern wir statt des Markttages immer ein kleines Fest, zu dem jeder nach eigenem Belieben beiträgt. Über längere Zeit fanden auch die von meiner Frau (ehemalige Englischlehrerein) angebotenen Englisch – Übungsnachmittage reges Interesse